Funktionelle und neurointegrative Osteopathie

In der Osteopathie wird der Körper als ein zusammenhängendes physisch-psychisches Gesamtsystem betrachtet. Die Einzelsysteme Nerven, Bewegungsapparat, Organe, Herz-Kreislauf, Lymphe und Psyche bilden im Idealfall eine funktionierende Einheit.

Wenn in einem oder mehreren dieser Einzelsysteme Störungen auftreten, kommen klassische, funktionelle, komplementäre und alternativ medizinische Maßnahmen ins Spiel.

Mitunter sind die Störungen, welche für die Problematik der Patienten verantwortlich sind, mit aktuellen diagnostischen Methoden nur schwer oder gar nicht erklärbar, da sie systemübergreifende Ursachen haben können, deren Symptome oft nur Hinweise auf die eigentlichen Ursachen sind.

Die Aufgabe eines funktionell und neurointegrativ osteopathisch arbeitenden Therapeuten ist es, die Störungen in den einzelnen Systemen zu erkennen, allen voran in der Kommunikation innerhalb des Nervensystems. Individuell auf den Patienten abgestimmt werden dann alle anderen Systeme behandelt und integriert, also die störungsfreie Zusammenarbeit aller angestrebt.

Ziel der Behandlungen ist die Wiederherstellung der Funktionalität, die Reduktion oder Auflösung von Schmerzzuständen und allgemein die Verbesserung des Wohlbefindens der Patientinnen und Patienten.

Osteopathie

Als der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still vor 130 Jahren die Osteopathie als Alternative zur Schulmedizin begründete, wurde sie in den darauf folgenden Jahren als „unblutige Chirurgie“ bekannt.

Der Ansatz der Osteopathie ist einfach: Leben bedeutet Bewegung und Beweglichkeit in allen Bereichen des Körpers. Sind Bewegung und Beweglichkeit eingeschränkt, kann Krankheit entstehen. Für den osteopathisch behandelnden Therapeuten ist der Körper eine untrennbare Einheit und nur das gesunde Zusammenspiel aller Strukturen ermöglicht es dem Organismus ohne Probleme zu funktionieren. Einschränkungen und Erkrankungen können deshalb nicht isoliert gesehen werden.

Die Osteopathie ist eine die Schulmedizin ergänzende Form der Medizin.

Zu diesem Zweck arbeiten die Schulmediziner hauptsächlich mit Medikamenten und Apparaten. Der osteopathisch behandelnde Therapeut benutzt hierfür seine Hände. Umfassendes Wissen über Anatomie, Physiologie, Biochemie und Biomechanik sowie die jahrelange Ausbildung und Schulung ermöglichen es ihm Funktionsstörungen wahrzunehmen und zu behandeln.

Die Osteopathie ist eine manuelle Behandlungsform, die eine Verbesserung von Störungen im parietalen System (Gelenke, Knochen, Muskeln und Faszien), im viszeralen System (innere Organe, Gefäße und Teile des Nervensystems), sowie im cranio-sacralen System (Schädel, Gehirn, Rückenmark, zentrales Nervensystem und Kreuzbein) erreichen möchte.

Osteopathie

Einer osteopathischen Behandlung gehen eine detaillierte Anamnese und ein umfassender Ganzkörperbefund voraus, durch den der Therapeut wichtige und qualitativ wertvolle Hinweise auf die funktionellen Abläufe im Organismus erhält. Oft bleiben laboranalytischen und bildgebenden Verfahren der Schulmedizin schmerzverursachende Funktionsstörungen verborgen, die ein geübter osteopathisch behandelnder Therapeut mit den Händen ertasten und behandeln kann.

Behandelt wird z.B. mit An- und Entspannungstechniken, Impuls- und Mobilisationstechniken und sanften Gewebetechniken. Für einen langfristigen Erfolg bedarf es allerdings auch oft der Mitarbeit des Patienten mittels zuhause durchgeführter Übungen und einer Anpassung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.

Berufsanerkennung und Ausbildungs-Qualität

Osteopathie

Gesetzlich anerkannt und geregelt ist der Beruf des Osteopathen in verschiedenen europäischen Ländern, so z.B. in England oder in der Schweiz. In Deutschland besteht keine gesetzlich geregelte bzw. geschützte Berufsbezeichnung.

Die osteopathische Medizin in Deutschland fällt unter den Begriff der Heilkunde und darf somit nur von Ärzten und Heilpraktikern ausgeübt werden. In den letzten Jahren wird die Osteopathie auch als Vollzeitstudiengang angeboten. Osteopathen mit den Abschlüssen BSc und MSc Osteopathie ohne Heilpraktikerzulassung dürfen Osteopathie im Anstellungsverhältnis und unter supervisorischer Aufsicht von Heilpraktikern ausüben.

Erkundigen Sie auf jeden Fall im Vorfeld einer angestrebten osteopathischen Behandlung über den Ausbildungsstand Ihres Therapeuten!

Die osteopathische Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend über einen Zeitraum von 5 Jahren oder in 4 Jahren Vollzeit auf praktischer und theoretischer Ebene. An vielen Schulen wird jedes Unterrichtsjahr mit einer praktischen und theoretischen Prüfung abgeschlossen. Nur Absolventen mit einer erfolgreich, nach BAO (Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie e.V.) Kriterien, abgeschlossenen Weiterbildung, können in einer anerkannten osteopathischen Berufsvereinigung oder einem anerkannten osteopathischen Berufsverband ordentliches Mitglied werden. Mittlerweile kann Ostopathie in regulären Studiengängen mit einem Bachelor of Science (BSc) oder Master of Science (MSc) abgeschlossen werden.

Fächerschwerpunkte in der Ausbildung sind u.a.:

  • Embryologie
  • Anatomie/Physiologie
  • Pathologie
  • Neurologie
  • Röntgen
  • Differentialdiagnostik
  • Praktischer Unterricht zum Erlernen osteopathischer Behandlungstechniken und Behandlungsprinzipien